Es ist so
eine Sache mit dem Alkohol: Wer entscheidet eigentlich genau, wie viel
zu viel ist? Es gibt ja so viele mögliche Definitionen von "zu viel":
Relativ gängig ist kritisches Augenbrauenhochziehen, wenn jemand
täglich trinkt. Dann gibt es wiederum irgendeine Richtlinie (ich glaube,
die WHO hat sich das ausgedacht), die festlegt, wie viel Alkohol noch
gesundheitlich im Rahmen ist, die interessanterweise genau die tägliche
(!) empfohlene Menge angibt (ein halbes Glas Wein oder ein kleines Bier
für eine erwachsene Frau ist das, glaube ich; für Männer etwas mehr).
Dann kann man sich fragen, ob man sich regelmäßig betrinkt, ob man
betrunken peinliche Sachen macht, Filmrisse hat, sein Leben nicht mehr
auf die Reihe bekommt, oder, oder, oder.
Das Ding mit diesen
zahlreichen Alkoholismus-Definitionen ist aber: Jeder findet eine, die
ihn nicht betrifft. Dann kann man sich erleichtert auf die Schulter
klopfen, "Puh, nochmal gut gegangen!" denken und sich das nächste Glas
einschenken. Vielleicht unterhält man sich sogar gerade mit Freunden
darüber und nicht selten werden sich dann alle gegenseitig mit Sätzen
bestätigen wie "Naja, wenn wir uns darüber noch Gedanken machen können,
wird es schon nicht so schlimm sein."
Ich denke, das ist
falsch. Ich denke, wenn wir uns / Du Dir / ich mir Gedanken darüber
mache/n, dann hat das einen Grund. Das Unterbewusstsein möchte etwas
mitteilen. Eine hässliche Wahrheit, die es eigentlich schon weiß.
Okay,
also wen fragt man, wenn man wissen möchte, was das nun genau ist,
dieses böse A-Wort: Alkoholismus? Genau, Google. Und die netten Jungs
von Google befördern einen freundlicherweise (klick, klick) zu jemandem,
der es wissen muss: Wikipedia. Es zeigt sich schnell: Dieser
Alkoholismus ist ein schillerndes Wesen in vielen Farben - und
standesgemäß hat der Gute auch viele Namen: Die Alkoholkrankheit heißt
auch Äthylismus, Dipsomanie, Potomanie oder, geläufiger, Trunksucht,
Alkoholsucht, Alkoholismus. (Äthylismus klingt sehr elegant, finde ich.)
Definitionen gibt es ebenfalls eine Menge, die medizinische ICD-10-Definition listet folgende Merkmale:
- starkes o. zwanghaftes Verlangen ("Craving")
[Hmm, naja, manchmal?]
-
verminderte Kontrollfähigkeit bzgl. Menge, Beginn oder Ende des Konsums
(d. h. man trinkt mehr als geplant, Versuche bzgl. Verringerung bzw.
Kontrolle der Menge scheitern)
[Leider ja.]
- körperliche Entzugserscheinungen
[Nope.]
-
Toleranzentwicklung (man braucht mehr, wie jeder gute Junkie)
[Wenn
Leute anerkennend feststellen "Du verträgst aber ganz schön was",
bedeutet das vermutlich auch hier: Ja.]
- Einengung des Denkens
auf Alkohol, Vernachlässigung anderer Interessen
[Hier bin ich
unentschlossen: Eigentlich nein, aber es war wirklich nicht selten, dass ich
Vorhaben, auf die ich mich sehr gefreut hatte, aufgrund eines garstigen
Katers absagen musste.]
- anhaltender Konsum trotz
gesundheitlicher und sozialer Folgeschäden für den Konsumenten
[Leider
auch hier ein ziemlich definitives Ja von meiner Seite.]
Wer
hier nicht an alle sechs Kriterien ein Häkchen gemacht hat, braucht
noch nicht unbedingt enttäuscht zurück in die Kneipe zu gehen: Das Label
"alkoholabhängig" gewinnt nämlich, wer mindestens drei dieser Kriterien
über einen Zeitraum von mindestens einem Monat erfüllt.
Waaaaaaas?!?
Jep. So schnell geht das. Willkommen im Club.
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