50 Tage

Heute sind es 50 Tage, in denen ich keinen Alkohol getrunken habe. Sieben Wochen also, das ist ein bisschen länger als die Fastenzeit, die zumindest viele Kölner traditionell zur Entgiftung nach dem Karnevalsexzess nutzen.
50 Tage - ist das jetzt wirklich so ein großes Ding?
Ja und nein.

Ja, denn es geht mir zunächst einmal vor allem körperlich ein ganzes Eckchen besser. In meinem speziellen Fall heißt nicht mehr trinken nämlich außerdem auch nicht mehr rauchen, denn ich war Hardcore-Alko-Raucherin: Ich rauchte eigentlich nur zum Glas, ohne schmeckt es mir irgendwie nicht. (Nicht mehr, denn ich habe locker zehn Jahre ganz regulär geraucht, so 15 bis 20 Zigaretten am Tag; aber dann kam Sport und das ging irgendwie nicht zusammen - und außerdem durfte man irgendwann auch nirgends mehr rauchen.) Aber dann richtig. Nicht ein, zwei geschnorrte - an Partyabenden (das konnte im Zweifelsfall aber auch ein Abend am Telefon sein) war es dann schnell eine ganze Packung. Plus geschwänztes Abendessen (die 600 Kalorien in einer Flasche Weißwein wollen schließlich irgendwo auch wieder eingespart werden) braucht sich da natürlich niemand mehr über Kopfschmerzen zu wundern.
Da das also in letzter Zeit ziemlich häufig passierte, geht es mir jetzt, nach 50 Tagen ohne, fast als wäre ich zur Kur gewesen. Ich brauche zwar wahnsinnig viel Schlaf, aber mir war schon lange nicht mehr schlecht und dieses aufgeblähte Gefühl ist auch verschwunden. Keine Ahnung, ob ich abgenommen habe (Hey, ich bin immer noch eine Frau mit einer leicht gestörten Körperwahrnehmung!), denn wenige Tage nachdem ich den Alkohol zur Seite gestellt habe, habe ich auch die Körperwaage aus unserem Badezimmer verbannt. Stressreduktion. Aber auf jeden Fall fühle ich mich besser. Auch schlanker.
Neben diesen Pros ist das allerALLERwichtigste, was ich bisher aus diesen 50 Tagen mitgenommen habe, die Erkenntnis, das WIRKLICH ALLES sehr gut ohne Alkohol klar geht: Konzerte, Kneipen, Partys, Kochen mit Freunden. Ok, es gibt bestimmt Sachen, die nach wie vor ohne Alkohol eher nicht erträglich sind (Helene Fischer, jede Form von Schlager, Kölner Karneval und ungefähr alle Gespräche, in denen es darum geht, wie Heidi Klum wohl in echt drauf ist). DAS alles ist wirklich nicht so ein großes Ding, wie ich dachte. Klar, Leute werden immer fragen (Immer noch? Schwanger?), aber viel, viel weniger als ich selber immer alle gefragt habe. Und genervt habe (Ach komm, eins!). Und dann antwortest Du eben, bestellst einen Kaffee, ein Wasser, ein alkoholfreies Bier, was auch immer, und weiter geht's.
Und klar, manchmal denkt man beim Nudelwasseraufsetzen, dass ein leckerer Roter jetzt schön wäre. Oder hätte sehr gern ein Bier, wenn sich Leute darüber unterhalten, wie Heidi Klum wohl privat so ist. Aber dann denkt man drei Gläser weiter und stellt fest, dass eine Flasche Rotwein aber auch ganz schön Kopfweh macht. Und übrigens neudeutsch unter "binge drinking" läuft, konservativ übersetzt am nächsten dran ist meiner Meinung nach "komasaufen".
Waaaaas?!? Ja. Echt.

Also ja, es ist so ein großes Ding. Und warum "und nein"? Nun ja, 50 Tage sind wohl erstmal eher so lange, wie man zum Wiederklarkommen braucht. Der ernste (und spannende) Teil beginnt erst noch. Und gerade bin ich geneigt zu sagen: Ich freu mich drauf.

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